Außenstelle der Thüringer Landessternwarte Tautenburg
1992 - 1994
Wer in der Wendezeit dachte, dass auf der Sternwarte alles noch besser werden und vor allem der Zugang zu moderner Computertechnik einen bedeutenden Schritt für die Forschungsarbeiten bringen würde, der sah sich spätestens 1991 arg enttäuscht. In diesem Jahr wurde die Sternwarte von einer Evalierungskommission des Deutschen Wissenschaftsrates überprüft. Das Ergebnis dieser Überprüfung, welches gehörig an der Realität vorbeiging, war für die Sternwarte verheerend. Dem schonungslosen Einsatz des seit 1986 amtierenden Sternwartenleiters Woldemar Götz ist es mit zu verdanken, dass die Sternwarte nicht, wie von der Evaluierungskommission empfohlen, bereits 1991 geschlossen wurde. 1992 wurde die Sternwarte zur Außenstelle der Thüringer Landessternwarte Tautenburg und erhielt eine Schließungsfrist von drei Jahren.
Damit einher ging ein massiver Personalabbau, von dem auch der überwiegende Teil der Wissenschaftler betroffen war. In den drei Jahren sollte durch die übriggebliebenen zehn Mitarbeiter die Sternwarte auf ihre endgültige Schließung vorbereitet und die Plattensammlung nach Tautenburg abtransportiert werden. In Sonneberg wurde jedoch nach Wegen gesucht, die Himmelsüberwachung fortzuführen, das Sonneberger Plattenarchiv zu digitalisieren, die Daten weltweit über das Internet zugänglich zu machen und so der Sternwarte eine neue Zukunft zu geben.
Beim Scannen der Fotoplatten entstehen elektronische Kopien der auf den Platten enthaltenen Information. Mit den so vervielfältigten Daten wird es im Zeitalter des Internets möglich, die in Sonneberg archivierten Daten allen Forschern weltweit zugänglich zu machen. Der erste Scanner wurde der Sternwarte von der Universität Tübingen auf Initiative von Professor Hanns Ruder zur Verfügung gestellt.
Dass die Plattensammlung nicht abtransportiert und die Sternwarte nach ihrer nicht zu verhindern gewesenen Schließung im Herbst 1995 wiedereröffnet werden konnte, ist vor allem der Initiative des ab 1992 fungierenden Leiters der Sternwarte, Hans-Jürgen Bräuer, und einem Neffen Cuno Hoffmeisters, Klaus Hoffmeister, zu verdanken.
Beide riefen 1992 den Förderverein "Freunde der Sternwarte Sonneberg e. V." ins Leben, der seither der Sternwarte moralischen und z.T. auch materiellen Rückhalt gibt und während der Zeit der Schließung die Interessen der Sternwarte bei Verhandlungen vertrat.
Hans-Jürgen Bräuer, der eigentlich mit der Auflösung der Sternwarte beauftragt war, umging seine in diese Richtung zielenden Dienstpflichten unter Anwendung aller legalen Mittel und gewann gemeinsam mit Klaus Hoffmeister viele Unterstützer der Sternwarte in der Region und weit darüber hinaus.
Am 31. Dezember 1994 wurde die Sternwarte als staatliches Institut geschlossen. Die bis dahin verbliebenen zehn Mitarbeiter reihten sich in das Heer der Arbeitslosen ein.