Cuno Hoffmeisters Jugend

1906 - 1914

Fernrohr
Fernrohr

Für Cuno Hoffmeister begann die Zeit des großen Lernens. Neben dem Schulpensum beschäftigte er sich autodidaktisch mit all den Themen, die ihn in seiner astronomischen Wissbegierde weiterbringen konnten. Sein kleines Aussichtsfernrohr reichte ihm nicht mehr aus, denn dessen Vergrößerung war gering.

Beobachtungsbuch
Beobachtungsbuch

Zu Weihnachten 1905 wurde Cuno Hoffmeister zum Besitzer eines richtigen astronomischen Fernrohres. Mit dem Linsenfernrohr von 52mm Objektivöffnung und 780mm Brennweite konnte er Himmelsobjekte nun auch mit einer starken Vergrößerung beobachten. Nun wurden für ihn u.a. die Kraterlandschaft des Mondes, die Wolkenschichten von Jupiter und Saturn und noch lichtschwächere Sterne sichtbar.

Cuno Hoffmeister
Cuno Hoffmeister

Unter günstigen Bedingungen hätte Cuno Hoffmeister sicher bis zum Abitur die Schule besucht, um dann mit einem Astronomie-Studium sein Hobby zum Beruf zu machen.

Cuno Hoffmeisters Vater hatte mit seinem ältesten Sohn jedoch anderes vor: Er sollte den Kaufmannsberuf erlernen, um später das väterliche Geschäft zu übernehmen. Hinzu kam die kritische Situation der Firma: Sie wäre 1906 fast Pleite gegangen und brachte starke Verschuldung über die Familie. Dieses Debakel konnte auf lange Sicht nur durch Mithilfe aller Familienmitglieder überwunden werden. Und dieser Verpflichtung konnte und wollte sich Cuno Hoffmeister nicht entziehen.

1908 verließ er mit der Mittleren Reife die Schule und trat eine Kaufmannslehre im elterlichen Geschäft an. Es brach die wohl schwierigste Zeit in Hoffmeisters Leben an, denn die von ihm insgeheim angestrebte Wissenschaftlerlaufbahn schien auf Dauer verbaut zu sein.

Trotz aller Enttäuschung wurden seine astronomischen Interessen immer konkreter. Er wollte wissenschaftlich verwertbare Beobachtungen anstellen, um so im Rahmen seiner Möglichkeiten der Wissenschaft zu dienen. Die Fachastronomen Franz Harress und Rudolf Lehnert waren diejenigen, die ihm erste wertvolle Anregungen gaben.

So beobachtete Cuno Hoffmeister von nun an die Flugbahnen der Meteore und konnte mit Hilfe der Mathematik die Herkunft der Sternschnuppen aufklären helfen. Die Ergebnisse aus diesen Arbeiten wurden in der Fachzeitschrift "Astronomischen Nachrichten" veröffentlicht. Hinzu kam für ihn die Beobachtung der Helligkeitsänderungen von Veränderlichen Sternen. Mit seinem Fernrohr beobachtete er Veränderlicher Sterne und kam bald mit den Astronomen der Bamberger Sternwarte in Kontakt, die damals ein Mekka der Veränderlichenastronomie war.

Hoffmeisters Vater sah die Fortschritte seines Sohnes sicher mit gemischten Gefühlen, denn aus seiner Sicht konnte die Astronomie seinen Sohn vom Kaufmannsberuf abbringen.

Die Jahre 1911 und 1912 verbrachte Cuno Hoffmeister unfreiwillig in Baltimore (USA). Dort musste er als Packer schwere körperliche Arbeit leisten, die aus der Sicht des Vaters sicher auch für abendliche Bettschwere sorgen sollte. Vielleicht würde sein Sohn Cuno die Sternguckerei lassen?

Auch unter den schwierigen Bedingungen in Baltimore beobachtete Hoffmeister weiterhin Meteore und wurde 1911 sogar zum Zweiten Direktor des damals existierenden Bureau central meteorique, der europäischen Meteorbeobachterorganisation, ernannt.

Im Jahre 1912 kehrte Cuno Hoffmeister vorzeitig nach Sonneberg zurück, denn eine schwere Erkrankung seines Vaters machte seine Rückkehr notwendig.

Sein Ziel, die väterliche Firma zu verlassen und nach einem Astronomie-Studium als Fachastronom zu arbeiten, stand für ihn damals schon fest. Aber der Weg dorthin war ihm damals noch unbekannt.

Am 1. August 1914 brach der Erste Weltkrieg aus, der das Leben der Menschen weltweit nachhaltig veränderte. Für Cuno Hoffmeister brachte er wie für alle Betroffenen schmerzliche Einschnitte, aber auch die Chance, seinem großen Ziel näher zu kommen.

(Autor: Thomas Weber)

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